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Die italienische Bar

Jedem, der schon einmal eine Italienreise unternommen hat, ist sie ein Begriff, die italienische Bar. Sie ist eine Mischung aus Stehcafé und Kneipe. Sie hat nicht viel mit den Vorstellungen zu tun, die sich an das gleichlautende deutsche Wort knüpfen, und hat keine direkte Entsprechung in der deutschen gastronomischen Landschaft.

Bars sind wirklich überall in Italien zu finden, in jedem Viertel, an allen Straßenecken und in den kleinsten Dörfern. Sie nehmen eine unverzichtbare Rolle als lokale Kommunikationszentren ein. Viele Italiener nehmen in ihrer Bar das Frühstück zu sich, das aus einer Tasse Cappuccino, was wörtlich Kapuziner heißt, und einem Brioche [bri-'osch], einem süßen, aus Hefeteig zubereitetem Gebäckstück besteht. Man besucht die Bar, soweit es möglich ist, in einer Arbeitspause, nach dem Mittagessen oder vor dem Ende der Siesta, um dort einen Caffè [caf-'fä], d. h. einen Espresso, zu trinken. Am Abend nach der Arbeit trifft man sich in der Bar und trinkt einen Vino frizzante, einen Schaumwein, oder einen Apperitivo. Die Sorte des Schaumweines variiert von Region zu Region, was den Aperitif betrifft, hat jede Bar ihr eigenes Rezept. Und der Besuch einer Bar ist immer mit einem Schwätzchen, una chiacchierata [kiak-kje-'ra:-ta], verbunden, mit dem Besitzer, der Bedienung, den anderen Gästen. Nach dem Abendessen kommt man auch gerne auf ein kleines Bier vorbei.

Außer Getränken und süßem Gebäck gibt es oft auch herzhafte Speisen wie Panini (Brötchen) con prosciutto (mit Schinken), con salame (mit Salami) oder con formaggio (mit Käse). Bei den Italienern recht beliebt sind die Trammezzini, das sind entlang der Diagonalen halbierte Scheiben Kastenweißbrotes, die phantasievoll belegt und dann zusammengeklappt werden. Daneben gibt es die unterschiedlichsten regionalen Spezialitäten.

Ein Aufenthalt in einer Bar hat eher etwas Flüchtiges an sich. Italienische Bars laden meist nicht so zum längeren Verweilen ein, wie deutsche Italienbesucher es von ihren heimischen Gasthäusern gewohnt sind. Umgekehrt wundern sich Italiener, die den germanischen Nachbarn im Norden einen Besuch abstatten, daß man sich dort zum Unterhalten in eine Wirtsstube setzt, denn in Italien werden die längeren Gespräche im Freundeskreis in Verbindung mit Spaziergängen gepflegt. So kann man in den italienischen Städten oft Gruppen von zwei, drei, vier und mehr Frauen oder Männern sehen, die in einer Reihe nebeneinander durch die Straßen und über die Plätze promenieren und sich angeregt unterhalten.

Copyright © 2005, Gerald Bühler